Risikofaktoren der Osteoporose

Risikofaktoren der Osteoporose

Die häufigsten Ursachen von Osteoporose

Um einer vermuteten Osteoporose nachzugehen, sind die unterschiedlichen Risikofaktoren zu beleuchten. In der Regel wird zwischen nichtbeeinflussbaren und beeinflussbaren Faktoren unterschieden.
Osteoporose betrifft überwiegend Frauen in und nach den Wechseljahren

Osteoporose betrifft überwiegend Frauen in und nach den Wechseljahren1

Nichtbeeinflussbare Faktoren von Osteoporose1–6

Lebensalter

Lebensalter

Ab 50 empfehlen sich regelmäßige Screenings.
Geschlecht

Geschlecht

Frauen machen die größte Risikogruppe aus. Nicht nur nach der Menopause.
Familienanamnese

Familienanamnese

Das Osteoporose-Risiko kann durch die genetische Prädisposition von Vater und Mutter erhöht sein.

Beeinflussbare Faktoren von Osteoporose7–10

Bewegungsmangel

Bewegungsmangel

Ab 50 empfehlen sich regelmäßige Screenings.
Geschlecht

Genussmittel

Der übermäßige Konsum von Nikotin, Koffein und Alkohol hat negative Folgen für den Knochenstoffwechsel.
Untergewicht

Untergewicht

Ein niedriger BMI geht in der Regel mit einer zu geringen Knochendichte einher.
Medikamente

Medikamente

Verschiedene Arzneimittel begünstigen Osteoporose, insbesondere Kortison.
Ernährungsweise

Ernährungsweise

Ein abwechslungsreicher Speiseplan schützt vor Vitamin- oder Kalziummangel.

Osteoporose kommt nicht nur im
hohen Alter vor

Zusammen mit zunehmendem Alter steigt die Eventualität von Knochenbrüchen, die mit Osteoporose in Zusammenhang stehen. Bei Frauen und bei Männern jenseits der 50 Jahre liegt das Risiko bei 40 beziehungsweise bei 13 Prozent.2
Wer denkt, dass jüngere Menschen von Osteoporose verschont bleiben, irrt. Denn im Alter von 29 Jahren erreicht der Körper die maximale Knochendichte; danach baut sich die Substanz sukzessive ab.3 Durch eine abwechslungsreiche Ernährung und körperliche Betätigung wird der Grundstein für eine hohe Knochendichte gelegt. Ein ungesunder Lebenswandel kann das Risiko einer frühen Erkrankung vervielfachen – erst recht im Zusammenspiel mit anderen Faktoren.

Wechseljahre begünstigen Osteoporose

Der veränderte Hormonspiegel während und nach dem Klimakterium ist für Frauen ein Grund, sich mit dem Thema Osteoporose zu befassen. Denn das Fehlen von Östrogen begünstigt den Knochenabbau.1 Darum sind auch solche Frauen betroffen, die ihren Uterus oder ihre Eierstöcke operativ entfernen lassen mussten.

Ab den Wechseljahren nimmt die Knochendichte stark ab.
Ein veränderter Hormonhaushalt betrifft jedoch auch Männer: Rund 20 Prozent der Männer über 50 erkranken an Osteoporose, was auch teilweise auf einen Mangel an Sexualhormonen zurückzuführen ist.4
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Ist Osteoporose vererbbar?

Die Gene spielen eine wichtige Rolle in Bezug auf die Knochendichte und die Ausprägung des späteren Abbaus der Knochensubstanz. Waren bereits die Mutter oder der Vater von einem Oberschenkelhalsbruch betroffen, ist die Wahrscheinlichkeit einer Osteoporose entsprechend höher einzustufen.5 In Zukunft könnte die Genetik eine tragende Rolle an der Seite der herkömmlichen Diagnosemethoden in der Früherkennung übernehmen.6

Jede dritte Frau über 50 Jahre
Familiensache: Eine aktive Frau Ende 60 bricht sich das Handgelenk nach einem harmlosen Treppensturz. Die Mutter hatte bereits 15 Jahre davor eine Schenkelhalsfraktur erlitten.

Gefahr durch Komorbiditäten

Nicht zu unterschätzen ist die direkte Vorbelastung durch andere Vorerkrankungen. Wenn eine andere Grunderkrankung den Knochenschwund provoziert, ist von sekundärer Osteoporose die Rede.11

Häufigkeit einer sekundären Osteoporose nach Geschlechtern

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Bewegungsmangel
15–20 %
Geschlecht
50 %

Typische Krankheiten, die als Auslöser gelten, sind:

bgbg

Morbus Crohn

Bei etwa 40 Prozent aller Patient:innen mit dieser chronisch-entzündlichen Erkrankung ist auch der Knochenstoffwechsel beeinträchtigt. Einerseits kann dies mit einer Steroidbehandlung zusammenhängen, andererseits kann es eine inflammatorische Reaktion sein. Zudem kann eine gestörte Darmfunktion zu einer verminderten Aufnahme von Vitaminen und Mineralien führen.10

Diabetes mellitus

Erst in den letzten Jahren konnte man einen Zusammenhang zwischen den beiden Volkserkrankungen erkennen.13 Der starke Anstieg auch jüngerer Betroffener hat den Blickwinkel auf die Wechselwirkung von Zuckerkrankheit und Knochengesundheit verändert. Die Wechselwirkung steht daher zunehmend im Fokus der Forschung.

Rheumatisch-entzündliche Erkrankungen

Sowohl die Entzündung selbst als auch die damit einhergehende Therapie mit Kortison kann Ursache einer Osteoporose sein.12 Die Behandlung mit Medikamenten erfolgt normalerweise über mehrere Monate oder gar Jahre: Die Struktur der Knochen kann durch die Gabe von Arzneimitteln stark in Anspruch genommen sein. Häufig verordnen Behandelnde deswegen zusätzliches Kalzium sowie Vitamin D.12

Cushing-Syndrom

Bei dieser Erkrankung führt eine erhöhte Konzentration von Kortisol in der Blutlaufbahn zu körperlichen Veränderungen. Dies kann endogen durch eine erhöhte körpereigene Produktion ausgelöst werden, aber auch exogen durch eine Therapie mit Glukokortikoiden. Das Syndrom kann eine Osteoporose verursachen.14

Durch eigenes Verhalten Osteoporose vorbeugen

Zum Glück haben Patient:innen es selbst in der Hand, das Risiko einer Erkrankung positiv zu beeinflussen. Ein gesunder Lebenswandel spielt dabei eine große Rolle. Je jünger potenziell Betroffene sind, desto höher sind auch die Erfolgschancen einer Risikoreduktion. Bewegungsmangel ist ein Hauptfaktor für Osteoporose, den man selbst im hohen Alter noch entgegenwirken kann: Wer seine Muskeln in Form hält, regt die Knochenbildung an. Je nach persönlicher Fitness helfen regelmäßige Aktivitäten – bis hin zu ausdauernden Sportarten. Idealerweise im Freien, da frische Luft und die Sonne den Knochen guttun und die Laune heben.

Starke Sache: Aktivitäten im Freien, am besten in der Gruppe, stärken die Knochen und setzen Glückshormone frei.
Starke Sache

Nikotinkonsum fördert Osteoporose

Nikotinkonsum kann Einfluss auf die Entwicklung von Osteoporose haben: Das Risiko für eine Erkrankung ist für Raucher:innen verdoppelt.7 Allerdings ist die Beziehung zwischen blauem Dunst und Knochenschwund nicht vollständig erforscht. Eine Vermutung: Bestimmte Proteine, die häufiger bei Raucher:innen vorkommen, regen die Produktion von Osteoklasten an. Diese Zellen sind für den Knochenabbau verantwortlich.
Bei Frauen bewirkt der Genuss von Nikotin zusätzlich eine Hemmung der Östrogenproduktion. Das Sexualhormon hat jedoch den Vorteil, dem Knochenabbau entgegenzuwirken.

Hohes Osteoporose-Risiko durch Alkohol- und
starken Kaffeekonsum

Der regelmäßige Verzehr von alkoholhaltigen Getränken schadet den Knochen. Dies gilt ab einer Einnahme von über 30 Millimetern reinen Alkohols am Tag. So viel steckt etwa in einem Viertelliter Wein oder einem halben Liter Bier.8 Ebenso empfiehlt es sich, Kaffee in Maßen zu trinken. Denn ab täglich mehr als vier Tassen steigt nicht nur der Wachheitsgrad, sondern auch die Gefahr, an Osteoporose zu erkranken.9

Medikamente haben Einfluss auf die Knochen

So hilfreich moderne Arzneimittel bei vielen Erkrankungen auch sein mögen, so gefährlich kann deren langfristige Einnahme werden. Vor allem bei der Einnahme von Kortisonpräparaten – zum Beispiel bei Asthma oder chronischen Hautkrankheiten – ist es wichtig, die Verordnung genau einzuhalten.
Moderne Antidepressiva15 und Antiepileptika stehen ebenfalls im Verdacht, die Entstehung von Osteoporose zu begünstigen. Auch Krebspatient:innen gilt besondere Beachtung: Bestrahlungen greifen die Knochensubstanz lokal an, während Zytostatika Auswirkungen auf das gesamte System haben, auch auf das Skelett.16

Jede dritte Frau über 50 Jahre
Kranke Seele, kranke Knochen? Patient:innen, die bestimmte Psychopharmaka einnehmen, können ein erhöhtes Risiko für Knochenschwund entwickeln.

Referenzen

  1. Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e. V. Osteoporose und Wechseljahre. Abgerufen unter: www.osteoporose-deutschland.de/wp-content/uploads/2015/05/OstWechseljahre1.pdf. Letzter Zugriff: 30.11.2021.
  2. Reiner Bartl. Osteoporose: Prävention, Diagnostik, Therapie. Stuttgart 2010, S. 194.
  3. El Masry C et al. Osteoporose: Vorbeugen und ganzheitlich behandeln, München 2013. S. 27.
  4. Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverband e. V. Wie wichtig ist Calcium für den Körper? Abgerufen unter: www.osd-ev.org/osteoporose-therapie/osteoporose-ernaehrung/calcium. Letzter Zugriff: 30.11.2021.
  5. Reiner Bartl. Osteoporose: Prävention, Diagnostik, Therapie. Stuttgart 2010, S. 49.
  6. Langenbeck U. Dtsch Arztebl 2005;102(10):A 664–672.
  7. Chaled J. El Masry und Kathrin Ruf. Osteoporose: Vorbeugen und ganzheitlich behandeln. München 2013, S. 32.
  8. Wolfgang Brückle. Osteoporose. Stabil durchs Leben. Stuttgart 2014, S. 84.
  9. Reiner Bartl. Osteoporose: Prävention, Diagnostik, Therapie. Stuttgart 2010, S. 52.
  10. Katzer A. Dtsch Arztebl 2003;100(12):A 784–790.
  11. Ärzteverlag medinfo AG: Der informierte Arzt. Wissen aktuell – Rheuma Top 2013. Abgerufen unter: https://www.tellmed.ch/tellmed/Fachliteratur/medinfo_Journals/der_informierte_rzt/der_informierte_rzt_Nr_10_2013.php. Letzter Zugriff: 14.4.2022.
  12. Internisten im Netz. Patienten mit Rheumatoider Arthritis sollten gegen Knochenschwund vorbeugen. Abgerufen unter: www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/patienten-mit-rheumatoider-arthritis-sollten-gegen- knochenschwund-vorbeugen.html. Letzter Zugriff: 09.09.2021.
  13. Internisten im Netz. Diabetes geht auch auf die Knochen. Abgerufen unter: www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/diabetes-geht-auch-auf-die-knochen.html. Letzter Zugriff: 09.09.2021.
  14. AMBOSS. Cushing-Syndrom. Abgerufen unter: www.amboss.com/de/wissen/Cushing-Syndrom/. Letzter Zugriff: 30.11.2021.
  15. Gießen H. Antidepressiva gehen an die Substanz. www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-352007/antidepressiva-gehen-an-die-substanz. Letzter Zugriff: 30.11.2021.
  16. Huber M. Orale Kontrazeption: Fraktur als Spätfolge? Abgerufen unter: www.aerztezeitung.at/archiv/oeaez-2011/oeaez-4-25022011/orale-kontrazeptiva-pille-frakturrisiko-oestrogensuppression.html. Letzter Zugriff: 09.09.2021.